Jan F. Orth engagiert sich als Stifter für die Come Out! Stiftung

(Medien-Mitteilung der Come Out! Stiftung vom 15.09.2023)

Vorsitzender Richter am Kölner Landgericht Prof. Dr. Jan F. Orth unterstützt COME OUT! Stiftung

Jeder junge Mensch soll glücklich werden! Egal, wie groß dieses Ziel erscheint, es muss unser Anspruch sein, dass jede Person, die heranwächst, das findet, was es zum Lebensglück braucht: Liebe, Geborgenheit und Zuneigung. Für junge queere Menschen ist das nicht immer leicht zu finden. Damit dies in der Zukunft einfacher gelingt, unterstützen immer mehr Menschen die gemeinnützige COME OUT! Stiftung.

Der Vorsitzende Richter am Kölner Landgericht Prof. Dr. Jan F. Orth LL.M (University of Texas) zählt nun zu den Personen, die die COME OUT! Stiftung durch ihre finanzielle Zuwendung immer handlungsfähiger machen. Orth freut sich, ab sofort Teil der Stifter:innengemeinschaft zu sein: „Seit jeher ist mir die Unterstützung und Ermutigung junger Menschen eine Herzensangelegenheit! Als Stifter und schwuler Mann kann ich unterstreichen, wie wichtig es gerade in der heutigen Zeit wieder ist, der Gesellschaft ihre Diversität und Pluralismus als unverzichtbare Vorteile vor Augen zu führen. Wir müssen jeden Tag aufs Neue unsere Vielfalt im Alltag verteidigen und uns gemeinsam für Offenheit, Respekt und Toleranz stark machen!“

Die COME OUT! Stiftung ist eine gemeinsame Initiative von Privatpersonen und Engagierten der LSBT*I* Jugendarbeit. Aufgabe der Stiftung ist es, junge Menschen bei der Klärung der eigenen Identität zu unterstützen. LSBT*I* Jugendarbeit soll somit in ganz Deutschland nachhaltig unterstützt werden. Die Schirmherrschaft für die Stiftung hat Bundesinnenministerin Nancy Faeser übernommen, Teil des Stiftungsvorstandes ist die Entertainerin Lilo Wanders. Sie sagt:

„Das wir mit Jan F. Orth nun auch einen Richter als Stifter begrüßen dürfen, freut mich außerordentlich. Es zeigt, dass die COME OUT! Stiftung in allen gesellschaftlich relevanten Bereichen Anerkennung erfährt. Ich danke Jan sehr für seine Unterstützung und wünsche mir, dass seinem Vorbild viele weitere folgen.“

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Rezension: Zwei Gesichter (Kurzfilm)

Im Rahmen der wichtigen Arbeit gegen Homophobie im Fußball hat das schwul-lesbische Jugendzentrum anyway e.V. aus Köln den Kurzfilm „Zwei Gesichter“ vorgelegt, der am Donnerstag im Deutschen Sport- & Olympiamuseum in Köln Premiere gefeiert hat. Mit praktisch-technischer Unterstützung von moviio | Film- und Videoproduktion und finanzieller Hilfe durch die DFB-Kulturstiftung machten sich insbesondere junge Laienschauspieler daran, einen Plot zu spielen, der in einer vergleichsweise alltäglichen Geschichte auf die Probleme eines jungen schwulen Fußballtalents hinweist, dessen Spagat zwischen seiner Liebe zu Männern (respektive Jungs) und Liebe zum Fußball in der Zuspitzung immer mehr zum Drahtseilakt wird. Der Filmbeitrag hat es sich offensichtlich zur Aufgabe gemacht, diese Ambivalenz herauszuarbeiten.

Das wesentliche vorweg: Der Film ist sehr gut gelungen.Mehr…

WIR HELDEN: Titelstory zu Homosexualität im Amateurfußball [mit pdf]

Das Bochumer Magazin „WIR HELDEN“ – über die „wahren“ Fußballhelden im Amateurfußball – befasst sich in seinem aktuellen Heft Nr. 11 (Erscheinungsdatum 03.03.2014) in der Titelstory unter der Überschrift „Einer von 11“ diesmal mit dem Thema „Homosexualität im Amateurfußball“. Der verantwortliche Redakteur Marcel Kling (Fotos: Christoph Rücker) hat hierzu nicht nur einen schwulen Amateurfußballer interviewt, sondern darüber hinaus weitere Stimmen zu diesem Thema zusammengetragen; hierbei komme unter anderem ich zu Wort. Während der erste Artikel eine Art Gesamtbetrachtung unter dem Titel „Von gewünschten Realitäten und verletzenden Klischees“ darstellt, beinhalten die weiteren Artikel das Interview mit einem schwulen Kreisliga-Kicker („Ich darf mit den anderen duschen “) und den Bericht des Autors über ein Probetraining bei einem schwulen Fußballverein („(K)Ein Experiment : Mein Probetraining in der schwulen Hobbymannschaft“).

Die Titelstory kann hier als pdf abgerufen werden (mit freundlichen Genehmigung der „WIR HELDEN“). Die anderen Artikel zur Titelstory finden sich in der Printausgabe.Mehr…

Thomas Hitzlsperger: Das überlesene Interview

Der wichtige Schritt von Thomas Hitzlsperger offenbart bemerkenswerte Innenansichten in den deutschen Fußball. Ein Debattenbeitrag.

Man sollte meinen, dass die zahllosen öffentlichen Äußerungen zu Thomas Hitzlsperger eine Reaktion auf sein Interview in der Zeit (aktualisiert: 14.01.2014, nachdem nunmehr die Komplettansicht des Interviews online ist) und die Videobotschaft auf seiner Homepage war. Sie waren es nicht. Insbesondere die Boulevardpresse hat Thomas Hitzlspergers Äußerungen auf sein öffentliches Coming-Out als prominenter deutscher Fußballprofi und ehemaliger Nationalspieler reduziert. Obwohl dies ein wichtiger Aspekt ist, erschöpfte sich der Nachrichtenwert vielfach darin. Ich meine, dass es zu dem Interview von Thomas Hitzlsperger mehr zu sagen gibt und einigen Passagen bislang noch keine ausreichende Beachtung geschenkt worden ist. Mehr…

The IOC acts perversely and shamelessly [ENGLISH]

To the German version of the text 

Die IOC-Zentrale

The latest reports regarding preventive exclusion of athletes during the Olympic Games 2014 in Sochi are nothing short of scandalous and overshadow by far any other improper actions of international sports organizations. It is the perverse zenith of associational opportunism of a mock democracy, where civil rights are arbitrarily and flagrantly trampled on – before the eyes of the global community.  Out of pure fear, the IOC is caving in and tearing down the thin veil of its own inherent homophobia. The threatened arrest of athletes for violating the „Law against homosexual propaganda“ would disturb the rose-colored, anodyne sport coverage (beyond, of course, reports on the usual doping scandals to which we are now accustomed) resulting in a negative impact on the marketing of the Games. There is no doubt that the Russian government would enforce the „Law against homosexual propaganda“ against foreign athletes and punish them with fines accordingly.  The Kremlin bosses would surely find it far easier to ignore the potential uproar than the fury of the US government regarding the asylum of Edward Snowden. The primary motive of the IOC is obvious: even our own athletes will not be allowed to disturb our immaculate Olympic Games. And behind that there is – once again – only one thing: money.

Perverse and shameless – there is no better description of the juristic travesty, which the IOC is committing by disseminating the following argumentation on the subject as follows:

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Das IOC: Pervers und obszön

Zur pdf-Version des Beitrags
UPDATE AM TEXTENDE: Radio-Interview zum Beitrag (19.08.2013)
UPDATE: Zur englischen Übersetzung des Artikels (20.08.2013)

Die IOC-Zentrale

Was die Onlineausgabe der Zeit am 16.08.2013 zur „Schutzsperre“ des IOC für Athleten während der Olympischen Winterspiele in Sotschi im Februar 2014 berichtet, ist ein Skandal und stellt vieles, was internationale Sportverbände schon verbockt haben, noch in den Schatten. Es ist der perverse Höhepunkt verbandlichen Opportunismusses gegenüber einer Scheindemokratie, in der bürgerliche Grundfreiheiten seit Langem wieder beliebig und offensichtlich mit Füßen getreten werden – unter den Augen der Weltbevölkerung. Aus nackter Angst knickt das IOC ein und reißt sich das zarte Mäntelchen, welches es bislang über seine eigene Homophobie gelegt hat, entschlossen herunter: Es ist die Furcht vor  Verhaftungsmeldungen olympischer Teilnehmer wegen eines Verstoßes gegen das „Gesetz gegen homosexuelle Propaganda“, welche die im Übrigen rosarote und weichgespülte Sportberichterstattung (nur abgesehen von den üblichen Dopingskandalen, an die wir uns aber zwischenzeitlich schon gewöhnt haben) und damit zukünftige Vermarktbarkeit der Spiele stören könnten. Denn es besteht kein Zweifel, dass Russlands Regierung das „Gesetz gegen homosexuelle Propaganda“ auch gegenüber ausländischen Sportlern durchsetzen und diese – mit Geldstrafen – bestrafen würde. Die zu erwartenden üblichen internationalen Proteste würden die Chefs im Kreml noch entspannter ignorieren als das mächtige Getue der USA wegen der Gewährung von Asyl an Edward Snowden. Das Haupthandlungsmotiv des IOC liegt klar auf dem Tisch: Selbst von unseren Sportlern lassen wir uns unsere schönen Spiele nicht stören. Dahinter liegt wieder einmal nur eines: monetäre Interessen.

Pervers und obszön – anders lässt sich die juristische Fehlleistung nicht mehr beschreiben – ist in diesem Fall aber die Argumentation, der sich das IOC verschlichen hat:

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Schiri-Doppel-Comeback für die gute Sache

Alex Feuerherdt im EinsatzAm Samstag, 6. Juli 2013, greifen zwei altgediente Verbandsschiedsrichter, Alex Feuerherdt und Jan F. Orth, nach jahrelanger Abstinenz wieder einmal zur Pfeife, nachdem beide sich bereits seit geraumer Zeit aufs schiedsrichterliche Altenteil zurückgezogen und ihr Hobby seitdem durch ehrenamtliche Funktionärsarbeit unterstützt hatten. Anlass ist das Kölner „HotPott“-Turnier, ein regelmäßig veranstaltetes internationales Kleinfeldturnier schwul-lesbischer Fußballmannschaften, das in diesem Jahr anlässlich des CSD in Köln ausgetragen wird.

Veranstalter des Turniers sind die „anyway HotShots“, ein Fußballteam, das aus regelmäßigen Besuchern des „anyway“ – des schwul-lesbischen Jugendzentrums in Köln – gewachsen ist. Das bunte Event, bei dem außer einer sehr angenehmen Atmosphäre auch sehenswerter Fußball geboten wird, findet in diesem Jahr bereits zum dritten Mal in Folge statt. Es nehmen schwul-lesbische Fußballteams aus Aachen, Amsterdam, Berlin, Bochum, Hamburg, Karlsruhe, Köln, Leicester, London, Frankfurt, Münster, Paris und Stuttgart teil. Unter ihnen wird von 11 bis 17 Uhr auf dem Tunierplatz am Salzburger Weg in Köln-Weiden der „HotPott“ ausgespielt. Interessierte Zuschauer sind herzlich willkommen.

Ihren „Rückfall an die Pfeife“ erklären Alex und Jan mit folgenden Worten:

Als wir angesprochen worden sind, waren wir sofort und gerne bereit, dieses attraktive Turnier ehrenamtlich als Schiedsrichter zu unterstützen, um damit einen Beitrag zu seinem Gelingen zu leisten. So können wir sichtbar unterstreichen, wie selbstverständlich der Umgang mit Homosexualität auch im Fußball jederzeit sein sollte. Obwohl die Fußballverbände in der Vergangenheit schon einige gute Signale gesendet haben, fehlt es in letzter Zeit leider zunehmend an Konsequenz und Nachdrücklichkeit, was die Behandlung des Themas angeht – auch seitens des DFB. Außerdem hat die Öffentlichkeit  durchaus registriert, dass der für die Region zuständige Fußballverband erstmals nach jahrelanger Präsenz auf dem diesjährigen Come-Together-Cup, dem Inbegriff für Toleranz und Respekt im Fußball im Kölner Raum, nicht mehr vertreten war. Homophobie ist und bleibt im organisierten Fußball – im Profibereich wie bei den Amateuren – ein großes Thema, ein Problem und eine besondere Herausforderung.

Neben diesen beiden „Oldies“, die früher beide jahrelang in den oberen Spielklassen des Verbands als Referees aktiv waren, stellen sich für das Turnier drei aktive Schiedsrichter des Fußball-Verbands Mittelrhein, Tobias Altehenger (Regionalliga), Christian Lex (Mittelrheinliga) und Robin Schlömer (Bezirksliga), zur Verfügung.

 

Robbie Rogers – No surprise that he is American

Another gay footballer has come out. Robbie H Rogers has earned our respect for taking this brave step and making public what most of us consider private: his sexual identity. His sexuality is of interest only because he is a football player and a celebrity. Who else would care if we put it on our blog? In the case of Robbie Rogers, the whole world cares. Even Sepp Blatter twittered about it; former teammates commented that the media coverage was enormous. Where were they when they were needed?

Apparently the gay football community still has not got what it ultimately wanted; Robbie Rogers, a good-looking footballer, an Olympic Games participant, a player in the US National Team, and – as a team member of Leeds United – a player of the Championship League in England, has come out. There is no doubt that Robbie, a flagship-sportsman, is someone you like to be associated with. He is not the Lionel Messi or Cristiano Ronaldo superstar type of guy, an outstanding champion and national team captain who can be deified by boys and girls – the kind of guy the gay community would worship as their all-time idol if he came out. Why are we still waiting for him? And though Robbie, with his record, is quite close to the prototype of such a hero, there is still the most unhelpful blemish: with his coming out he quit playing professional football.  We still will not know what it is like when an „out“ player enters the pitch in a packed Premier League stadium, what the opposing fans are going to yell at him in an away game, what his teammates will say when he walks into the shower room, and what the newspapers will write when his tackling is not manly enough. Whether our society is really ready to welcome and accept an „out“ gay footballer in the world of football, we will only know once these questions are answered. The fears that gay professional footballers have to experience are so great and the answers to these questions are obviously still so elusive that coming out as an active pro is not an option. This is the sad message: the societal deficit is the actual scandal behind Robbie Roger’s confession and a societal challenge we all have to face.

Until we are confronted with such a situation in the routine of League plays, all of the well-intended, and sometimes trustworthy, promises of all these prominent club managers, league as well as association officials, and Blatters around the globe offer nothing more than lip service. I truly believe that in the leading positions of the superior clubs and associations there are some very sophisticated, liberal, and open-minded persons, who really mean what they say if they address any conceivable support for a football pro who decided to come out publicly. I also believe that these people are open to gays and lesbians in their private life and have their promoted views on the everyday relevance of a person’s sexual identity. I feel that if the situation demanded, they really would act in a protecting and supporting way, taking the position that being gay or lesbian is naturally recognized and accepted in our modern society. My only fear is that they would still be in a minority in football.

Through my intense and long years in the organized structures of football, I could reach other conclusions. Though homosexuality, especially in football, is a problem of generations that the views of our youngsters have drastically shifted towards an understanding that being gay or lesbian is purely natural, the views of a remarkable number of persons in clubs and associations still differ from this ideal. They are usually older and have possibly never knowingly seen or spoken to a gay boy or a lesbian girl. From their intuition they know perfectly well that „diversity and tolerance“ must be promoted – and, of course, they claim publicly that homosexuality in football is not a problem, that it must be normal, and that its non-acceptance would be discriminatory. The very moment the word „gay“ leaves their lips, they have unnatural sodomy, paedophilia, and sexual availability on their minds. For them, homosexual love is inconceivable as anything other than sin. They feign acceptance because they have to, because it is modern and follows the zeitgeist when they are actually not free in thinking and acting. They are full of prejudices and are literally afraid of the great unknown. Homosexuality is suspicious. If these people know that someone is gay, a lifelong stigma is then attached to this person. If the majority of the people in football still thought and behaved like this, any pro who came out would go through hell.

However, football has another very positive side. There are educated and liberal decision-makers who steer this discussion in the right direction. Some few people completely free of homophobia and with trustworthy activities to fight it in the area of amateur football can also be found in my home association. The efforts and activities of the former president of the DFB (German Football Association), Dr. Theo Zwanziger, were always true and authentic. They led to the long overdue beginning of a discussion in German football on this matter. Today, the subsequent continuing work of the DFB on the topic, by a group consisting of distinguished experts under the lead of Prof. Gunter A. Pilz, ensures an ongoing discussion, necessary enlightenment, change in perception, and preparation for “the big case.“ Here, we are headed in the right direction. The challenge will be to break these insights down from peak level of organized football to the basis of the sport in the subdivisions and the local clubs – even in the sticks.

We know from the public reactions to Robbie Rogers coming out, that he will be safe. He does not have to fear any prospective disadvantages. I do not know where he is going to live out the remainder of his life; He could be planning on staying in London, as his blog says, or in the US, where he tweeted from last. I do not know what his professional plans are for his future. One thing I can say for sure is that his public coming out will not have an impact on his professional life – as long as he is not a professional football player. Either in the US or in Europe, as a gay man you can have a career. In the everyday labour life, outside of sports, one’s sexual identity does not seem to play a decisive role anymore. There are, however, still nuanced differences. Although Germany has a gay foreign minister and a gay mayor in our federal capital, during the time I lived in the US, I always had the impression that being gay was more naturally and professionally accepted in the American society than in my home country. Americans seem to be more educated and developed regarding this topic. It is not likely that this impression can have come from the proverbial small-talk abilities of American people, but when one tells of their homosexuality there, the pressure to justify oneself is not felt in the slightest. The further questions of the conversation partners felt a little more normal, and they seemed more honestly interested than they do back here. It really could be that the call for political correctness – sometimes ridiculed by Europeans – combined with a deep respect for individuality, personal space, and privacy – surely founded in the American history – tip the balance here.

For me, it is no surprise that Robbie Rogers is American. And, as this case perfectly shows, we all still have a lot of work to do over here, especially in football.